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Musik 1: 0-600, Antike und frühes Christentum, die Zeit vor Gregor

richtig 28.4.2011

1 Kennzeichnung der Epoche

Das Jahr 600 eignet sich gut zur Abgrenzung zweier Epochen: Die wesentlichen frühen Kirchengebäude in Rom, Thessaloniki und Byzanz waren gebaut. Mit dem Einzug der Langobarden in Norditalien war die Völkerwanderung abgeschlossen. Chlodwig hatte das Frankenreich zu einem Großreich gemacht.

Theologie: Im wesentlichen war geklärt, wie dreifaltig oder einig die Dreieinigkeit ist, ob Christus nur Mensch oder Mensch und Gott war, und, wenn er letzteres war, ob er nur eine Natur (Mono-physitismus) oder gleich zwei hatte. Auch die Glaubensbekenntnisse, fast schon in ihren jetzigen Formen, waren allgemein anerkannt. Auch gab es schon Instanzen, die entschieden, was rechter Glaube war und was nicht. Das Christentum, zumindest im kirchlichen Sinn, war keine beliebige Religion mehr, bei der sich jeder ausdenken konnte, was er wollte.

Die Zeit der Kirchenväter, der Patristik, reichte noch etwas über 600 hinaus, doch lässt sich die Zeit von 100-600 als die der Kirchenväter bezeichnen. Ist man ein als rechtgläubig befundener theologischer Schriftsteller dieser Zeit, kann es sein, dass man allgemein als Kirchenvater bezeichnet wird. Eine besondere Ernennung erfolgt nicht. Damit ist man noch kein Kirchenlehrer. Die Ernennung zu einem solchen durch den Papst erfolgte erst seit der Renaissance. Ein großer Teil der Kirchenlehrer stammt jedoch aus dieser Zeit vor 600.

Am Anfang der Epoche steht Paulus als der früheste christlich-theologische Schriftsteller, der insofern nachgewiesen ist, als der größte Teil der sog. Paulusbriefe ein und denselben Autor haben muss. Am Ende der Epoche steht Augustinus, von dem die Confessiones = Tagebücher am bekanntesten sind.

Kirche: Für die christliche Kirche galt: „Entsprechend der Verwaltungsstruktur des Römischen Reiches konnten die Bischofs-sitze größerer Städte kirchliche Mittelpunkte für eine Reihe umliegender Bistümer werden (Metropolitansitze). Bischöfe in kulturellen und politischen Zentren (zuerst Antiochia, Alexandria, Rom, Jerusalem und später Konstantinopel) herrschten über große Provinzen (Patriarchate).“ (Br.Enz.2006). Im Lauf der Epoche wuchs das „Ansehen Roms als der führenden christlichen Gemeinde des Westens“ (Br.Enz.2006), was auch mit der engen Verbindung der Kirche mit dem in Rom residierenden römischen Kaiser zusammenhing (nach Br.Enz.) – der Bischof von Rom war auf dem Wege, Papst, also Oberhaupt der Westkirche zu werden, was er keineswegs von Anfang an war.

Um 600 war Mohammed bereits 30 Jahre alt, fühlte sich aber noch nicht religiös berufen.

Papst Gregor I der Große bzw. seine Musikexperten ordneten um 600 die Liturgie neu und regelten die liturgische Musik. 

So sind gregorianisch eigentlich nur die Gesänge, die dieser Regelung entsprechen. Wer aber einen Gesang als gregorianisch bezeichnet, wird kaum überprüft haben, ob dieser wirklich der Regelung Gregors entspricht. Vielmehr wird als „gregorianisch“ allgemein der einstimmige christlich-liturgische Gesang bezeichnet, der nicht oder nur mit Dauertönen instrumental begleitet ist, weitgehend dem Vortrag des Textes dient, keineswegs ausschließlich oder auch nur vorwiegend unter musikalischen Gesichtspunkten komponiert wurde (sodass man bei längerem Hören entweder in eine Art Ekstase gerät oder aber Geduld aufbringen muss) und keine regional-spezischen Besonderheiten aufweist. 

Die Regelungen Gregors setzten sich aber nur allmählich durch. Karl der Große trug zu ihrer Durchsetzung wesentlich bei, was auch wohl damit zusammenhing, dass er sich ein großes Reich geschaffen hatte, das er zentral regierte. Es dauerte bis 1050, bis die Regelungen allgemein befolgt wurden. Da aber wurden schon mit der Mehrstimmigkeit ganz neue Wege gefunden.

Obwohl Musikstrukturen über die zeitlichen Grenzen hinausgehen, lassen sich die zeitlichen Epochen schwerpunktsmäßig als die bestimmter Musikstrukturen kennzeichnen: Bis 600 waren auch die west-christlichen Teilkirchen (siehe im Folgenden) frei, ihre musikalischen Traditionen auszubilden. Diese Eigenständigkeit erhielt sich trotz der Regelung des Papstes mehr oder weniger lange über 600 hinaus, im Bereich der Mailänder Kirche teilweise bis heute. Die Musikkenner sind besonders interessiert an dieser Eigenständigkeit bzw. ihren Resten, auch, da sie musikalisch anspruchsvoller sind als die Gregorianik.

Gregors „liturgische Reformen dienten vor allem der Ordnung und Bewahrung des Überlieferten“(Br.Enz.2006). So ist es möglich und wahrscheinlich, dass gregorianische Gesänge ihren Ursprung in der Zeit vor Gregor haben.

So kann es, was eigentlich paradox ist, möglich sein, dass es gregorianische Gesänge auch schon in der Zeit vor 600 gab und dass sie auch nach 1100 noch entstanden, während regional-spezifische Musik sich auch weit über 600 erhielt und vielleicht sogar auch noch entstand oder weiterentwickelt wurde und dass es Mehrstimmigkeit –musica enchiriadis – auch schon lange vor 1000 gab. Dennoch ist sicherlich die Zeit vor 600 die der regionalspezifischen Musik, die Zeit von 600 – 1100 die der Ausbreitung der Gregorianik und die von 1000 bzw. 1100 bis 1300 die des Aufkommens der Polyphonie.

Kriterien meiner Zuordnung: Ist mir die Entstehungszeit des jeweiligen Musikstücks bekannt, ordne ich es immer in die zeitlich definierte Epoche ein. Ist mir die Entstehungszeit nicht bekannt, ordne ich regional-spezische liturgische Musik in die Zeit vor 600 ein, Gregorianik in die Zeit von 600 bis 1000 bzw. 1100, Polyphonie in die Zeit nach 1000 bzw. 1100. Ich nehme an, dass die auf diese Weise nach der Musikstruktur eingeordneten Werke im allgemeinen, wenn auch wohl nicht in jedem Fall, auch zeitlich richtig eingeordnet sind.

2 Die Musik

Eine Einteilung kann erfolgen den Bischofs- bzw. Metropolitensitzen bzw. den verselbständigten oder durch arabische Eroberungen abgetrennten Gemeinschaften entsprechend:

Maroniten. Die Maroniten bilden einen Teil der christlichen Ostkirche, der sich verselbständigte und mit der katholischen Kirche unierte.

Historisch-authentisch ist es offenbar, auch die hohen Töne von Männern, vielleicht von Kindern, singen zu lassen. Ich meine, dass es auch zuviel an Authentizität geben kann, und bin sehr glücklich, dass die hoch kompetente Schwester Marie Keyrouz singt. Ihr *chant traditionnel maronite (harmonia mundi, größtenteils aus den ersten Jahrhunderten des Christentums) ist traumhaft schön, auch wegen der eingefügten (aber wohl schon aus der folgenden Epoche stammenden) Stücke für orts- und zeittypische Instrumente.

Byzanz: Der von der Schwester Marie gesungene *chant byzantin (harmonia mundi) ist besonders ausdrucksvoll und dramatisch.

Diese CD scheint identisch zu sein mit *Chant byzantin – passion et resurrection (harmonia mundi), die ich nicht besitze.

Auszüge aus diesen beiden CDs sind auf * Les premières heures de l ère chrétienne“.

Die Melchiten sind die Christen in den Patriarchaten Alexandria, Antiochia, Jerusalem. Ihre Gesänge finden sich auf

*Chants sacrés Melchites, Harmonia Mundi. Der Titel offensichtlich dieser CD laut Album lautet : Sœur Marie Keyrouz SBC, Chants sacrés de l’Orient (tradition melchite), musique d’abord, harmonia mundi. – Wunderbar schön, sehr ausdrucksvoll, sehr kreativ, durch die Musik und die Stimme der Sängerin. Es entsteht der Eindruck des Schwebenden. Auszüge dieser CD, nämlich die ersten beiden Stücke, befinden sich auf *Les premières heures de l’ère chrétienne.

In der christlichen Ostkirche, die ja nicht der gregorianisch-karolingischen Vereinheitlichung unterstand, wird es viele regional-spezische Stücke geben, deren Ursprünge unergründlich weit zurückliegen mögen. Ich suche z.B. noch nach der bulgarischen Vielstimmigkeit.       

* Chants de la Liturgie Slavonne, Kiew, enthält sehr ausdrucksvolle Chormusik, gehört daher vielleicht schon einer späteren Epoche an. Ich hatte beim Hören den Eindruck der Erfahrung des Heiligen. 

Die Mozaraber sind die spanische Christen unter islamischer Herrschaft. Mit der Besetzung Spaniens durch die Araber wurden sie Araber, aber da sie Christen blieben, galten sie als falsche Araber = Mozaraber. Da sie dem Einfluss des Papstes entzogen waren und der Kalif ihnen in religiöser Hinsicht Freiheit ließ, konnten sie ihre musikalischen Traditionen bewahren. Ein Stück findet sich auf *Les premières heures de l’ère chrétienne. Ich finde es schön, aber nicht so schön wie die Musik aus Mailand oder Benevent. Deshalb will ich mir die CD *Chant Mozarabe , Cathedrale des Toledo, (XV.siécle) auch nicht zulegen. Obwohl diese Musik auf das 15.Jh.datiert ist, sind wahrscheinlich altspanische Ursprünge in ihr enthalten.

*“Die Mönche von Silos – Gregorianische Gesänge aus Spanien, Originalaufnahme aus dem Benediktiner-Kloster Santo Domingo in Silos“, Deutsche Grammophon, lässt sich schwer einordnen, da sich das Beiheft nicht direkt auf die aufgenommenen Gesänge bezieht. Es ist nach diesem Beiheft jedoch anzunehmen, dass die Musik altspanische Elemente enthält. Gesungen wird schön. Der Vortrag von Texten tritt aber mehr hervor als die Musik, die nicht polyphon ist.

Silos liegt zwischen Burgos und Soria, also in dem Gebirge, das Spanien in einen nordwestlichen und einen südöstlichen Teil teilt.

Bei Betrachtung des Bildes auf dem Begleitheft habe mich über merkwürdige helle und spitze Gegenstände gewundert, bis das Bild zu meiner Überraschung kippte und ich merkte, dass das Schwarz dazwischen Säulen mit Kapitellen und Bögen waren – vom Kloster in Silos.

Eine „Misa mozárabe“ befindet sich auf der CD *Gregorianischer Choral, Die Klangwelt der Klöster“, Archiv-Produktion, gesungen von Mönchen in Silos. Der Gesang ist kaum mehrstimmig, scheint mir nicht besonders einfallsreich zu sein.

Die Mailänder Kirche. *Ambrosian Chant, Early Christian Chant of the Ambrosian Rite, Naxos. “In Dulci Jubilo” ist der Name des Ensembles mit Frauenstimmen. Ein Wunder an Schönheit, Einfallsreichtum der Komposition und Vortrag durch Frauen.

Die CD „Les premières heures de l’ère chrétienne» enthält 2 Stücke der Mailänder Kirche. Das erste ist wunderbar schön, auch von der Schwester Marie gesungen, das zweite ist erst etwas konventionell, steigert sich dann aber und wird faszinierend. Es handelt sich um Auszüge aus der CD *Chants de l’ église milanaise, harmonia mundi, um die ich mich bemühe.

Die Kirche von Benevent. Die CD „Les premières heures de l’ère chrétienne» enthält ein sehr schönes Stück. Es stammt aus der CD „Chants de la Cathedrale de Benevento“, harmonia mundi, um die ich mich bemühe.

Die Kirche von Rom CD „Les premières heures de l’ère chrétienne enthält 2 Stücke. Sie sind schön, aber monotoner als die von Mailand oder Benevent, dienen mehr dem Textvortrag. Dennoch können sie bei längerem Hören ekstatisch wirken. Da sie aus dem 7.bis 8.Jahrhundert stammen, kann es sein, dass sie mehr der gregorianischen Vereinheitlichung als einer römischen Besonderheit entsprechen. Ich bemühe mich daher nicht um die CD „Chants de l’église de Rome, Periode byzantine“, die aber für Kenner sicher interessant ist. 

Die gallikanische Kirche, also die des fränkischen Reiches. Von Pippin dem Kurzen und Karl dem Großen wurden Vereinheitlichungen im Sinne Gregors durchgeführt, so dass von ihnen an wohl keine regionalen Besonderheiten mehr bestanden. 2 Stücke sind enthalten auf * Le règne du Chant Grégorien. Sie sind sehr schön, kunstvoller als andere Gregorianik, einstimmig. Sie sind Ausschnitte aus einer CD mit Gregorianik, also offenbar nicht spezifisch gallikanisch, um die ich mich daher nicht bemühe.

Es gibt auch eine

irisch-keltische

(irisch-schottische) Kirche mit ihrer Musik, doch habe ich noch keine Hinweise auf CDs gefunden.

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Prof. Dr. Hans Dietrich Loewer | HD@Loewer-Muenster.de